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Observations about America – Teil 1

Seitdem ich in den USA bin führe ich eine Liste: Observations of America. Dort schreibe ich alle Kuriositäten auf die mir hier über den Weg laufen. Ich nehme meist keine Wertung vor sondern sage nur, dass ich es auffällig oder “anders” fand.

Über die nächsten Monate werde ich meine Liste nach und nach veröffentlichen. Ich bin dabei meine 20 Seiten lange Stichpunkteliste zu filtern nach Themen zu sortieren. Dieser erste Beitrag befasst sich mit dem Straßenverkehr. Zu manchen Punkten findet ihr am Ende des Beitrags ein Bild.

Eine Bitte an meine Leser: Bitte hinterlasst mir doch einen Kommentar. Was findet ihr bemerkenswert? Was gut? Was schlecht?

  1. Leute haben in den USA eine andere Einstellung gegenüber Autofahren. Vehikel wie eine Verlängerung der Wohnzimmercouch. Sie sind groß, meist weich gefedert und das Tempo ist entspannt. Es wird nebenbei gegessen (teilweise auch mit Besteck!), geraucht, telefoniert (ist in den meisten Staaten nicht verboten) und SMS geschrieben (meist verboten aber nicht eingehalten).
  2. Das führt allerdings auch zu Chaos wenn etwas nicht so läuft wie geplant. Sobald es anfängt etwas stärker zu regnen fahren alle im Schneckentempo und bauen Unfälle. Und bei Unfällen ist die Hauptstauursache meist die Neugierde der Gaffer. Schlimmer noch bei Schnee. Dann steht alles still. Eine Ursache ist, dass es i.d.R. keine Winterreifen gibt. Sommer- oder Allwetterreifen werden das ganze Jahr über gefahren.
  3. Tempolimits in den USA sind in der Stadt ähnlich wie in Deutschland, wobei es mehr große Straßen gibt. Einspurige Straßen sind generell selten. Auf den innerstaatlichen Autobahnen („Highways“, „Freeways“, „Parkways“, etc.) ist das Tempolimit zwischen 72 und 104kmh. Auf staatsübergreifenden Autobahnen („Interstate Highways“) zwischen 96 und 120kmh.
  4. Die meisten Amerikaner können keinen Schaltwagen fahren („Woah, you can drive stick shift? Awesome!“). Bis auf Sportwagen sind fast alle Autos mit Automatikschaltung. Auch Kleinwagen.
  5. Die Ampelphasen in Raleigh sind so lange wie an Bahnübergängen in Deutschland. Vor allem wenn man links abbiegen muss. Man kann meist gemütlich den Motor abstellen.
  6. Polizisten haben strenge Erwartungen bei einer Verkehrskontrolle. Man darf nicht aus dem Wagen steigen und muss beide Hände auf dem Lenkrad ruhen haben. Liegt der Führerschein im Kofferraum wird die Waffe gezückt und man muss ihn unter Aufsicht öffnen.
  7. Dennoch wird Alkohol am Steuer in der Gesellschaft durchaus akzeptiert (was zum Teil am schlechten öffentlichen Verkehrsnetz liegt). Für viele Leute auch nach 4-5 Bier. Der gesellschaftliche Druck ist nicht so hoch wie mittlerweile in Deutschland. Verkehrskontrollen sind selten, aber wenn man angehalten wird hat man Pech gehabt. Das legale Limit liegt bei 0.08% (in Deutschland 0.05%, bzw. 0.03% bei auffälligem Verhalten)
  8. Junge Fahrer dürfen – wie auch in Deutschland – keinen Tropfen Alkohol getrunken haben. Allerdings kann man in den USA meist schon mit 16 den Führerschein machen (Alkohol gibt es legal erst ab 21). Es gibt zwei bis vier verschiedene Stufen die man durchlaufen muss bevor man mit 21 den „vollwertigen“ Schein bekommt. Zu den Auflagen gehören bspw. alleine nicht zwischen 22 und 4 Uhr fahren zu dürfen, nur eine zusätzliche Person im Auto zu haben, oder das Auto nur zwischen Zuhause, Schule und Arbeit benutzen zu dürfen. Junge Fahrer erkannt man am roten Aufkleber auf dem Nummernschild.
  9. Die Führerscheine werden bis 21 hochkant gedruckt. So kann man schnell erkennen wer „under age“ ist. Mit 21 kann man den Schein gegen den regulären Schein eintauschen.
  10. In der Innenstadt und an jeder Kreuzung mit Ampel hängen oben die beiden Straßennamen. Oft sind die Straßen auch schon vor der Kreuzung ausgeschildert. Sehr nützlich und standardisiert, anders als in Deutschland.
  11. Die Straßen sind oft durchnummeriert, was die Navigation sehr einfach macht (z.B. in New York sind die Avenues aufsteigend von Osten nach Westen und Streets aufsteigend von Süden nach Norden)
  12. Fußgängerampeln zählen die Zeit bis rot runter, so weiß man genau wie lange man zum Überqueren der Straße hat.
  13. Ampeln hängen immer hinter, statt über oder vor, der Kreuzung. So hat man sie immer voll im Block
  14. In einigen Staaten (z.B. New Jersey) ist es gesetzlich verboten an Tankstellen selber zu tanken. Man muss sich bedienen lassen (und Trinkgeld zahlen)
  15. Wer an der Tankstelle bar zahlen möchte, muss dies im Voraus tun und den Geldbetrag hinterlegen für den der tanken möchte. Tankt man weniger als der hinterlegte Betrag muss man reingehen und das Wechselgeld holen. Alternativ kann man die Kreditkarte direkt an der Pumpe nutzen, ohne reinzugehen. Zudem gibt es meist nur einen Schlauch der alle Benzinarten per Knopfdruck pumpen kann.
  16. Ein Liter Benzin kostet zwischen €0.50 – €0.75. Wer bar zahlt kriegt noch 2-3 Cent Rabatt (da die Tankstelle Kartengebühren vermeidet). Dieseltreibstoff findet man nur selten an Tankstellen, da 99% der Autos mit Normalbenzin betrieben werden. Zudem ist Diesel teurer als Benzin.
  17. Benzinverbrauch wird nicht in l/100km angegeben, sondern in Meilen pro Gallone, d.h. je mehr Meilen man mit einer Gallone schafft desto besser. 8.0 Liter/100km ist also das gleiche wie 29.4 Meilen/Gallone. Das klingt ungewöhnlich, ist aber nützlicher als das deutsche System.
  18. Parkplätze sind in der Regel kostenlos. Ausnahme sind Parkplätze in Großstädten.
  19. Das Tagfahrlicht an Autos ist oft orange, wie der Blinker. Die Heckblinker müssen nicht orange sein, sondern sind oft rot.
  20. In North Carolina, sowie in vielen anderen Staaten, muss ein Auto nur ein Nummernschild haben. Dieses ist immer hinten.
  21. Die meisten Autos haben am Schlüssel einen „Panic Button“ mit dem die Alarmanlage ausgelöst wird. Drückt man am Autoschlüssel den „Auf“-Knopf, wird nur die Fahrertür entriegelt. Für alle anderen Türen muss man einen „Doppelklick“ vornehmen
  22. Zum praktischen Führerscheintest muss man sein eigenes Auto mitbringen. Der Führerschein kostet zwischen $4 und $20. Die Tests können beliebig oft wiederholt werden, solange man jedes Mal die Gebühr bezahlt
  23. Rechts überholen ist in den meisten Staaten erlaubt, oder zumindest geduldet. Obwohl die Autobahnen oft 5 oder 6 Spuren haben, läuft das dank den strengen Tempolimits recht problemlos.
  24. Alle Busse die Kinder transportieren sind gelb. Ja, das Klischee ist wirklich wahr. Gelbe Busse haben oberste Priorität im Straßenverkehr und Fahrer müssen den strengsten Regelungen folgen. Wenn ein Schulbus anhält, um Passagiere aufzunehmen oder abzusetzen, müssen alle Autos (auch auf der gegenüberliegenden Straßenseite) komplett anhalten, bis der Bus die Fahrt wieder aufnimmt.
  25. Das Grünpfeilschild an roten Ampeln (Rechtsabbiegen nach Stopp) gilt in den USA automatisch für jede Ampel (außer wo es explizit ausgeschildert ist). Das ist sehr praktisch und spart viel Zeit.