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Kuala Lumpur, Malaysia

Kaum eine Woche in Asien und schon steht der erste Urlaub an. Da Gerrit ja fuer zehn Tage mit nach Singapur gekommen ist wollte er entsprechend auch etwas von der Gegend sehen. Und da es in Singapur nicht viel “Gegend” gibt, sind wir fuer eine Nacht nach Malaysia und anschliessen fuer zwei Naechte nach Indonesien geflogen.

Den Flug nach Malaysia sind wir mit einer Billigairline a la Ryanair angetreten. Mit einer Propellermaschine ging es Mittags vom Changi International Airport in zwei Stunden auf nach Kuala Lumpur. Genau gesagt zum Sultan Abdul Aziz Shah Airport in Subang. Dies ist quasi das „Frankfurt Hahn“ von Kuala Lumpur. Der Flughafen war winzig und bestand nur aus zwei Raeumen. Es gab einen Passkontrollenschalter und Gepaeckbaender gab es auch nur eins. Entsprechend schnell war man dann aber auch abgefertigt.

Der Flug selbst verlief bis auf ein Ereignis reibungslos. Erstmal vorweg: Die Malayen sprechen zwar Englisch, doch der Akzent ist so stark, dass man beim Zuhoeren den Unterschied zu Malaysisch kaum bemerkt. Es wird extrem schnell gesprochen, die Woerter gehen in einander ueber und es wird viel genuschelt. So wird aus „Good Morning Ladies and Gentlemen, welcome on board!“ schnell „Goomoin-leddis- and-jentlemen, weome-onboa!“. Den Sinn konnte man nur ausmachen wenn man den Kontext kannte, wie z.B. die Sicherheitsvorfuehrung vor Abflug. Mitten im Flug kam allerdings eine Ansage dessen Kontext wir nicht kannten und daher auch nicht verstanden. Das Einzige was ich verstehen konnte war: „You may want to turn your face away and cover your eyes and nose“. Ich dachte nur: Oh Gott, wir stuerzen ab. Mit schnellen Schritten ging die Flugbegleiterin zum vorderen Ende der Kabine. Dort packte sie eine Spraydose aus einem Fach und begann die Staufaecher und die Sitze einen nach dem anderen abzuspruehen. Gerrit und ich sahen uns nur ratlos an. Im nachhinein stellte sich heraus, dass es Insektenspray war, um bestimmte tropischen Organismen aus Malaysia fernzuhalten. Ein bisschen komisch kam uns das aber schon vor…

Dennoch kamen wir sicher am Flughafen an. Von dort aus ging es mit dem Taxi 30-minutenlang fuer 44 malaysische Ringgit (ca. 10 Euro) nach Downtown Kuala Lumpur, wo wir fuer unter 100 Euro die Nacht in ein 5-Sterne-Hotel einchecken konnten. Auf dem Dach (33. Stock) gab es eine Bar und einen Pool, mit direktem Blick auf die 88.-stoeckigen Petronas Towers, die Twin Towers Malaysias. Die 1998 errichteten Bauten sind mit 450 Meter die viert- und fuenft-hoechsten Gebaeude der Welt.

Natuerlich wollten wir auch auf die Aussichtsplattform. Das gestaltete sich allerdings als recht schwierig, denn wie wir am Ticketschalter erfuhren werden pro Tag nur eine bestimme Anzahl an Besuchern hochgelassen, d.h. die Ticketanzahl ist begrenzt. Und natuerlich waren die Karten fuer die zwei Tage wo wir da sein wuerden schon ausverkauft. Es gibt allerdings jeden Tag auch ein paar Karten die nicht reserviert werden koennen. Ab 7 Uhr am naechsten Tag koenne man sich anstellen, wurde uns gesagt. Sodass wir bei Schalteroeffnung um 9 Uhr noch eine Chance haetten zwei Tickets fuer spaeter am Tag zu ergattern. Das war uns allerdings dann doch zu aufwendig und so haben wir es bleiben gelassen.

Stattdessen sind wir gemuetlich in die Stadt reingelaufen, um die Atmosphaere zu erleben. Diese war uns beiden neu, deshalb war jede Kleinigkeit spannend. Erste Eindruecke: Viel Verkehr, viele Baustellen und vernachlaessigte Infrastruktur. Obwohl Kuala Lumpur eine der weitentwickelsten Staedte in Malaysia ist, ist der Standard Welten von dem in Europe oder Amerika entfernt. Die Strassen sind loechrig, Gehwege gibt es nur manchmal, und auch diese sehen aus wie von einem Blinden gepflastert. Es liegt teilweise Geroell auf der Strasse rum und ueberall sind Mopeds. Nicht nur ein paar, sondern Tausende. Zusammen mit etlichen Taxen, Bussen, und einer handvoll Privatwagen verstopfen sie Tag und Nacht die Strassen. Als Fussgaenger lebt man gefaehrlich, denn obwohl es Ampeln gibt, haelt sich nicht jeder daran. Als wir bei gruen ueber die Ampel gingen mussten wir zur Seite springen, um einem mit 30km/h-ankommenden, hupenden Mofa auszuweichen. Obwohl wir im Recht waren wurden wir auch noch ausgeschimpft weil der Fahrer bremsen musste… Andere Laender, andere Sitten…

So wie auch in Singapur, lieben die Malayen es einzukaufen. Oder vielleicht ist es auch einfach nur zu heiss draussen, denn an jeder zweiten Ecke gibt es eine riesige Mall, mit Markengeschaeften, Supermaerkten und Essenslaeden. Dank des vorteilhaften Wechselkurses koennte man als Europaer da sehr guenstig einkaufen und essen. Letzters taten wir auch, in Form von Sushi, welches in Huelle und Fuelle, sowie in bester Qualitaet auf dem Mini-Fliessband entlang lief. Dazu natuerlich ausreichend Getraenke und nette Bedienung. Summe der Rechnung: 150 Ringgit, also 35 Euro, bzw. 17,50 pro Person. Wahnsinn!

Nach weiteren Spaziergaengen und Mallbesuchen gingen wir Richtung KL Tower, von wo aus man auch eine tolle Sicht auf die Stadt hat. Fuer 15 Ringgit ging es mit dem Aufzug hoch, um den Blick zu geniessen. Allerdings waren die Scheiben so stark verspiegelt, bzw. das Licht der dahinterliegenden Touristenshops so stark, dass man zwar sich selbst sehr gut, aber das Stadtbild leider nur schlecht bewundern konnte. Dennoch, fuer knapp 4 Euro kann man nicht klagen.

Fuer laengere Strecken kann man fuer weniger Geld als mit der Bahn in Deutschland bequem ein Taxi nehmen. So hoerten wir auch einige Geschichten von Einheimischen, so wie z.B. ueber den Grad der Staatskorruption. Laut unserem Taxifahrer kriegt man fuer 100-200 Ringgit selbst im Knast eine leckere Pizza oder Zigaretten geliefert. Alles kein Problem! Auf die Probe stellen wollten wir das dann aber trotzdem nicht…

Vom naechsten Tag hatten wir nicht viel, da es schon nachmittags auf Richtung Bali ging. Also verbrachten wir den Morgen mit weiteren Stadtausfluegen, um diverse Moscheen, Tempel und die botanischen Gaerten zu bewundern. Was ich nicht wusste ist wie muslimisch gepraegt das Land eigentlich ist. Laut Statistik ist es das Land mit den meisten Muslimen der Welt. Allerdings leben alle (scheinbar) harmonisch im Einklang mit den Hindus, Christen und Buddhisten. Schon ein bemerkenswertes Land, auch wenn ich froh bin, dass ich in Singapur und nicht in Malaysia wohnen werde.