Monthly Archives: March 2011

Spring Break in Miami – Teil 1

Ihr glaubt gar nicht wie sehr ich mich letzte Woche gefreut habe, dass endlich Spring Break ist. War irgendwie ein lustiges Gefühl mitten im Semester eine Woche lang keine Uni zu haben. Mandy und ich hatte schon Mitte Januar beschlossen eine Woche lang “in den Süden” zu fliegen wo es warm ist, weit weg von New York. Und so haben wir eine Ultra-Billigreise nach Miami gebucht. Es folgt nun also eine Kurzzusammenfassung unseres Urlaubs in zwei (oder drei) Teilen:

Wer rechnet schon mit Zeitumstellung?

Der Trip begann letzten Sonntag schon mit Spannung. Unser Flug ging um 6:30 Uhr morgens vom Newark Flughafen. Das ist zwar nur 20min mit dem Bus entfernt, wir mussten jedoch trotzdem gegen 4 Uhr aufstehen. Nur leider hatten wir nicht mitbekommen, dass genau in dieser Nacht in USA die Uhren auf Sommerzeit (also eine Stunde vor) gestellt wurden. Glücklicherweise war unser Wecker schlau genug sich automatisch umzustellen, sodass wir (zwar noch verschlafener als geplant aber) pünktlich am Flughafen ankommen und einchecken konnten.
Der Flug war knapp drei Stunden (was länger ist als von Deutschland nach Portugal!) und wir haben komplett durchgeschlafen. Halbwegs erfrischt haben wir in Miami dann unser Gepäck abgeholt und auf den Hotel Shuttle gewartet der uns (20min später als vereinbart) zum Flughafen-nahen Hotel chauffiert hat.


Großansicht

Hotel setzt neue Maßstäbe…

Wir wussten zwar, dass das Hotel keinen Luxus bieten würde – denn unser Paketdeal war unschlagbar günstig – aber, dass unsere Unterkunft so heruntergekommen ist hätten wir nicht vermutet:
Das Zimmer war stark renovierungsbedürftig mit welligem Teppich, der anscheinend einige Löcher überdeckt hat, da er an mehreren Stellen massiv nachgab. Das einzige Fenster war so schmutzig, dass man kaum durchschauen konnte und die Bettlaken waren uns auch nicht ganz geheuer. (Wir hatten aber vorsorglich eigene Bettbezüge mitgebracht).
Das alles konnte das Bad aber nicht toppen. Abgesehen von fehlendem Putz an einigen Stellen war das Hauptproblem das Wasser. Kaltes Wasser gab es nur ein kleines Rinnsal, kochend heißes Wasser jedoch in Hülle und Fülle. Selbst die Toilette wurde mit siedendem Wasser gespült. Das machte Duschen nahezu unmöglich… Dazu kam, dass die Wasserhähne in Spülbecken und Dusche undicht waren, sodass ständig heißes Wasser lief und das Bad in ein tropisches Klima gehüllt wurde.
Auch außerhalb des Zimmers war es nicht besser. Das”Continental Breakfast” bestand aus vier Packungen Fertig-Toastbrot, Butter, Erdbeermarmelade und Kaffee für alle Gäste. Aufgefüllt wurde nicht. Also wer am Ende der Frühstückszeit kam schaute in die Röhre. Und die Auswahl war jeden Morgen die Gleiche. Immerhin fuhr der Flughafen-Shuttle regelmäßig und so kamen wir problemlos nach Downtown Miami und Miami Beach.

Dazu aber mehr in Teil 2…

Praktikumssuche in den USA

Ich möchte euch etwas Einsicht in das amerikanische Arbeitssystem geben, speziell was Praktika angeht. Die folgende Punkte sind mir vorallem im Vergleich zu Deutschland aufgefallen:

  1. Praktika sind in den USA fast immer feste Stellen mit Jobbeschreibung, festem Zeitrahmen und konkreten Aufgabenstellungen. Jede große Firma hat eine eigene Webseite mit Angeboten für MBA-Studenten. Blindbewerbungen sind unüblich und werden in 99% der Fälle abgelehnt.
  2. Es handelt sich im Prinzip um “Festanstellung auf Probe”. Die Stellenbezeichnung ist in der Regel mit der Festanstellung identisch außer, dass das Wort “Summer” vorgeschoben wird. So werden bei den Beratungen aus “Associates” für Praktika “Summer Associates”.
  3. Die Praktika finden fast ausschließlich im Sommer in der vorlesungsfreien Zeit zwischen Juni und September statt.
  4. Es wird zwischen “Undergraduate”- und “Graduate”-Praktika unterschieden. Letztere – vor allem aber MBA Praktika – sind deutlich exklusiver, arbeitsintensiver und bringen mehr Verantwortung mit sich. Es geht um konkrete Problemstellungen und es wird die Erarbeitung spezifischer Empfehlungen erwartet. Die Projekte enden fast immer mit einer Präsentation an den Vorstand, auch bei Großkonzernen. Die Bezahlung ist daher auch entsprechend hoheitlich. Stundenlöhne zwischen 30 und 50 Dollar (22-36 Euro) sind üblich. Das macht bei einer 40h-Woche bis zu $8.000 im Monat. Holla!
  5. Der Bewerbungsprozess ist lang und Stellen sind heiß umkämpft. Über 100 Bewerber auf eine Stelle sind keine Seltenheit. Entsprechend wird durch mindestens 2 Interviewtage (mit jeweils 2-6 Interviews) ausgesiebt.
  6. MBA-Praktika enden fast immer in einer Festanstellung. In der Regel streckt der Vorstand nach der Projektpräsentation den Daumen hoch oder runter. Daher auch der pedantische Selektionsprozess.
  7. Punkt #6 ist leider auch Grund für die Tatsache, dass internationale Studenten in der Regel in die Röhre schauen. 99% aller Ausschreibungen enden mit dem Satz: “U.S. Citizen, U.S. National or Permanent U.S. Residents Only”! Das liegt daran, dass ich nach Abschluss meines Studiums nach Deutschland zurückkehren muss. Ich darf jedoch ganz legal ein (bis zu) einjähriges, bezahltes Praktikum absolvieren.
  8. Die “gleichberechtigende” Variante ist auf der Bewerbungsseite eine der beiden Fragen beantworten zu müssen: “Are you – now and at any time in the future – legally authorized to work in the United States?” oder “Will you now or in the future require us to file a petition or application for employment-based visa status on your behalf to begin or continue employment with our company?”. Ich habe das Gefühl, dass sobald man “Yes” anklickt die Bewerbung automatisch in den Papierkorb weitergeleitet wird.
  9. Das heisst: Trotzdem bewerben (da es keine Alternativen gibt) und hoffen, dass sie einen trotzdem haben wollen. Bisher ging diese Strategie aber nicht auf.
  10. Das bringt mich auf den nächsten Punkt: Ablehnungsschreiben werden als unwichtig eingestuft. In der Regel ist “keine Antwort” ein “Nein”. Dazu kommt, dass die inoffizielle “nach 2 Wochen kann ich nachfragen”-First in den Staaten nicht existiert und Großkonzerne dafür bekannt sind erst Wochen oder Monate später (wenn überhaupt) zu reagieren. Ich habe Ende Januar 15 Bewerbungen abgeschickt. Bis heute habe ich nur vier Reaktionen (alles Absagen) erhalten.

Wie ihr vielleicht raushören könnt frustet die Praktikumssuche mich hier sehr. In Deutschland wäre ich mit fünf absolvierten Praktika ein interessanter Kandiat. Hier werde ich nicht mal zum Interview geladen. Sogar die “Ich bin Fulbright-Stipendiat”-Nummer zieht nicht. Ich habe das Gefühl ich könnte genauso gut nackt mit einem Schild “Hire Me!” vor dem Firmensitz rumrennen und würde immer noch keine Reaktion bekommen… Aus genannten Gründen bewerbe ich mich parallel auch in Deutschland auf Praktikumsstellen. (Und das mit wesentlich mehr Erfolg!) Ich halte auch auf dem Laufenden.

Meine USA-Gesamtbilanz aus Anfragen bei 35 Unternehmen:

  • 9x “Wir stellen (momentan) keine Praktikanten ein”,
  • 7x “Wir stellen keine internationale Studenten ein”,
  • 15x Bewerbungen,
  • 2x Absagen,
  • 1x “Die Stelle ist schon besetzt worden. Aber melden Sie sich nach Studienabschluss nochmal”,
  • 1x Telefoninterview mit anschließender Absage,
  • 16x keine Reaktion.