Vor einigen Wochen hatte ich relativ spontan entschlossen für ein paar nach Chicago zu fliegen und die Freizeit zu genießen bevor mein Praktikum am 30. Mai beginnt. Schön war, dass Johannes mich begleitet hat. So konnten wir die BiTS-Zeiten wieder etwas aufleben lassen. Der Hinflug lief – bis auf die $25 Gebühr die pro eingechecktem Koffer anfällt – problemlos, sowie auch die Ubahn-Fahrt zum Hotel.
Dank Priceline.com hatten wir mal wieder ein gutes Angebot gefunden und hatten für $80/Nacht (also $40 pro Person) ein Hotel in bester Lage, ein supe Zimmer, Schwimmbad und Fitness Center. Nur das Frühstück ist durch den Test gefallen. Nur Abgepacktes und im Prinzip keine Auswahl.
Downtown Chicago sieht so aus wie jede andere amerikansiche Großstadt und ich muss sagen, dass sie mir nicht wirklich gut gefallen hat. Sie war sehr konturlos und trist. Keine Grünflächen wie in New York, keinen attraktiven Strand wie in Miami und keinen europäischen Flair wie in Boston. Es war aber dennoch sehr interessant. Schön war der Blick aufs Wasser, denn Chicago liegt am südlichen Ende des Lake Michigan, einer der größten Seen Amerikas. Das andere Ufer ist 190km entfernt und Richtung Norden könnte man fast 500km weit schwimmen, wow! Hätte im Prinzip auch ein Meer sein können. Das Wetter war auch sehr strandmäßig, was unerwartet war, denn Chicago ist eigentlich als “Windy City” bekannt. Nebel, Regen und viel Wind sagte die Wettervorhersage. Wir hingegen hatten jeden Tag knapp 30°C und strahlenden Sonnenschein. Das haben wir ausgenutzt und sind viel rumgelaufen. Downtown ist gut laufbar, auch wenn es nicht viel zu sehen gibt. Direkt am Hotel ist der Millennium Park wo die berühmte “Silver Bean” steht: Ein riesiges spiegelndes Kunstwerk in Form einer Bohne. Auch wenn es nur ein verzerrter Spiegel war, war es schon beeindruckend.
In Downtown haben wir nicht viel gemacht außer rumzulaufen und zu essen. Das Gericht wofür Chicago bekannt ist, is die “Deep Dish Pizza”, im Prinzip ein Pizza-Kuchen mit ganz viel Tomatensoße und Käsefüllung. Eine kleine Pizza langt locker für zwei Personen. Wir dennoch mutig eine “Large” bestellt (da die gerade 50% reduziert war) und mussten dafür dann über ein Drittel einpacken lassen. Um einen besseren Blick auf die Skyline zu bekommen sind wir dann noch auf den (96. Stock des) Hancock Tower gefahren. Von dort aus konnte man auch den Willis Tower sehen, das mit 527m (zur Zeit) höchste Gebäude der USA. Ganze 84m höher als das Empire State Building!
Wer in Chicago ist darf auf keinen Fall den Besuch in einer Jazz/Blues Bar auslassen. So waren wir (auf Lenas Empfehlung!) im “Green Mill Jazz Club”, wo wir uns für $6 Alfonso Ponticello und seine Swing-Band angehört haben. Richtige Mafia-Musik aus den 1930’er Jahren!! Hat gut zur Szenerie gepasst, denn der Laden wirkte mit viel Holz und der Bar auch wie ein Mafia-Schuppen. Kein Zufall, dass der Club früher mal dem Gangster Al Capone gehört hat! Ich habe eine kurze Aufnahme gemacht die ihr euch HIER anhören könnt.
Da Downtown sonst nicht allzu viel zu bieten hatten sind wir mit der Ubahn auch mal etwas rausgefahren und haben uns zwei der Unis dort angeschaut. Die UIC (University of Illinois at Chicago) und die Northwestern University mit der Kellogg School of Management. Die UIC war wenig spannend, aber die Northwestern war schon schön. Mit Lage am Wasser und großen Parks (und natürlich einem top Ranking!) liegt sie fast eine Stunde nördlich von Chicago in einer Vorort-Gegend die voll mit Studenten ist. Viele kleine Läden, unter anderem ein Buchladen (mit viel – auch sehr aktueller – Auswahl) der Bücher nach Gewicht verkauft hat! Und zwar für $3,99 pro Pound, d.h. ca €6,20 pro Kilo. Und so ein Taschenbuch wiegt ja nix. Also habe ich mir vier Krimis für nur $4.14 gekauft, wahnsinn! Es gab nebenbei auch viele DVDs und PC-Spiele, für $19,90 pro Pound (€30,99/kg). Wenn ich mehr Zeit und Muse gehabt hätte, hätte ich den Koffer vollgepackt und bei Amazon gutes Geld verdient! Aber auch ohne Buchladen war die Gegend schön und hat mein Eindruck von Chicago deutlich verbessert. Wenn ich da also mal länger sein sollte würde ich einen Vorort vorziehen.
Wir waren insgesamt drei Nächte da, haben viel gequatscht, viel gesehen und sind sehr viel gelaufen. Keine Stadt in der ich längerfristig leben wollte, aber dennoch auf jeden Fall eine Reise wert! Und zudem ein angenehmer Abschluss des Semesters.