Seit Ende letzter Woche sind meine Eltern in New York und ich habe es genossen sie wiederzusehen und ihnen die Gegend zeigen zu können. So gab es eine Tour durch Newark, Rutgers und die Business School. Ansonsten haben wir uns in New York rumgetrieben, haben u.a. eine Walking Tour von Brooklyn gemacht und uns gut unterhalten. Das Wetter hat dabei leider nicht wirklich mitgespielt. Vorgestern bin ich dann aus meiner Wohnung ausgezogen, da ich für den Sommer einen Untermieter gefunden habe. Im Anschluss ging es mit dem Auto für ein paar Tage nach Boston.
Die Fahrt war ein Horror. Teilweise Staus mit 20 Meilen Länge, Regen und Nebel. Wir sind Nachmittags in New York losgefahren und erst gegen 21:30 Uhr in Boston angekommen, obwohl die Fahrt normalerweise nur fast halb so lang dauert.
Nach einer entspannten Nacht im Hotel haben wir uns die Bostoner Innenstadt samt Freedom Trail (ein zweites Mal) angeschaut und uns über das (endlich!) schöne Wetter gefreut. 28°C und Sonne pur. Es war fast schon zu heiß, aber wir haben uns nicht beschwert.
Nachmittags war dann der Harvard University Campus dran. Harvard und MIT sind beide nebeneinander im Ort “Cambridge”, welcher aber direkt auf der anderen Flussuferseite von Boston ist. Wirklich imposant der Campus! Und riesig groß! Man hat überall gesehen, dass da wahnsinnig viel Geld dahintersteckt. Es war zudem gerade Graduation und so haben wir hunderte und hunderte von Studenten in Talaren gesehen. Es kam schon ein wenig Neid auf, da kann Rutgers leider nicht mithalten. Immerhin konnte ich mich damit trösten, dass ich New York direkt vor der Nase habe.
Die Campustour hat unsere Füße geplättet und so haben wir uns Abends für ein entspanntes Essen und ein frühes Bettgehen entschieden. Jetzt haben wir noch zwei Tage in Boston bevor es für eine Nacht zurück nach New York geht, damit ich pünktlich am Freitag nach Deutschland zurück fliegen kann!
Vor sechs Wochen hatte ich von meiner Odysee beim Department of Motor Vehicles (DMV) berichtet. Leider war den Beamten am Schalter damals mein Visum zu knapp vor dem Auslaufdatum. Heute morgen habe ich mit frisch verlängertem Visum dann den zweiten Versuch gestartet.
Schritt #1: Um Punkt 8 Uhr als das DMV öffnet war ich da und schon zu der Uhrzeit standen fast 100 Leute in einer Schlange um den Block vor dem Gebäude (das so aussah wie ein Gefängnis und in einer sehr heruntergekommenen Gegend war). Ich war so ziemlich der einzige Mensch der nicht mexikanischem oder afroamerikanischem Ursprung war. Auch schienen die meisten nur Spanish zu können. Trotz langer Schlange ging es aber dann doch recht flott und in 30min war ich im Gebäude am ersten Schalter.
Schritt #2: Dort wollte die unfreundliche Dame meinen Pass sehen, hörte sich mit angeekeltem Blick mein Anliegen an und drückte mir zwei identische Formulare in die Hand. Beide sollte ich ausfüllen und mich dann bei “Station A” einreihen. Zum Glück hatte ich einen Stift dabei, denn das DMV stellt keine bereit. Mein Stift haben sich dann gefühlte 20 Leute noch ausgeliehen weil sie selbst keinen mitgebracht hatten.
Schritt #3: Die Schlange an der Station A war wieder recht lang und ich durfte weitere 30min anstehen. Vorne angekommen musste ich sechs “I.D.-Punkte” vorzeigen, um sicherzustellen, dass ich legal im Land bin und tatsächlich in New Jersey wohne. Staatliche Dokumente bringen mehr Punkte, Bank Statements weniger. In Summe braucht man sechs Punkte. Ich hatte mich gut vorbereitet und acht Punkte mitgebracht, u.a. Pass inkl. Visumsdokument DS-2019, Bank Statement und EC-Karte, Mietvertrag, Uni-Zeugnis samt Studentenausweis und Brief vom Social Security Office (siehe Teil 2 meines letzten Beitrags). Das hat der Dame dann auch gelangt und sie hat mich in Zimmer 9 geschickt.
Schritt #4: Dort ging es an den nächsten Schalter wo meine sechs I.D.-Punkte vorlegen musste. Im Anschluss habe ich die vielversprechende Wartenummer 24 erhalten . Es folgten weitere 20min Wartzeit. Zum Glück hatte ich ein Buch dabei.
Schritt #5: Als meine Nummer aufgerufen wurde ging es zur Schlange am Schalter 7. Dort musste ich ein weiteres mal meine IDs vorlegen, musste $10 für den Theorietest zahlen und ein Verbrecherfoto von mir schießen lassen. Dann bekam ich neues Formular mit dem ich in Zimmer 3 geschickt wurde.
Schritt #6: Nach 10min warten wurde ich reingerufen, habe wieder alles vorgelegt und gewartet. Dann musste ich einen kurzen Sehtest machen (Buchstaben und Farben an der Wand erkennen) und meinen deutschen Führerschein vorzeigen. Dort gab es dann auch direkt ein Problem, denn der Beamte wollte den Ausweis nicht anerkennen, da er kein Ablaufdatum hat. Meinem Kommentar, dass deutsche Führerscheine kein Ablaufdatum haben, glaubte er nicht.
Schritt #7: Von hinter einer Trennwand kam dann ein Vorgesetzter mit Donut und Kaffee in der Hand hervor, schaute sich alles an und meinte das passt so. Ich durfte einen weiteren Wisch unterschreiben und mich am 2. Schalter in Raum 3 anstellen.
Schritt #8: Dort bekam ich einen Stempel, wurde um die Ecke geführt und durfte an Computer 7 Platz nehmen und den Theorietest machen.
Schritt #9: Der Test besteht aus 50 Fragen, wovon 40 richtig sein müssen, um zu bestehen. Jede Frage wird nach dem Beantworten direkt bewertet. Sobald man entweder 40 Fragen richtig oder 10 falsch hat endet der Test. Das ist schon ein Nervenkitzel wenn die Anzahl an falschen Fragen stetig steigt. Die Praxisfragen waren ein Kinderspiel, die rechtlichen Fragen jedoch unmöglich, à la “Was ist die Höchststrafe für…Fahren ohne Führerschein/Fahrzeugpapiere/Versicherungskarte…Alkohol am Steuer…Alkohol am Steuer ohne Führerschein…Alkohol am Steuer ohne Versicherungskarte..?” und unzählige andere Kombinationen. Da habe ich dann auch die meisten Fehler gemacht, bin aber mit nur vier Fehlern durch den Test gekommen.
Schritt #10: Nach dem Test ging es zurück an Schalter 2 wo die Dame mein Ergebnis kontrolliert hat, mir “passed” auf einen der vielen Zettel gekritzelt hat und mich wieder zu Schalter 1 geschickt hat.
Schritt #11: Hier durfte ich wieder Pass und Führerschein vorlegen, musste erneut unterschreiben und bekam einen silbernen Aufkleber auf ein Papier.
Schritt #12: Damit ging es dann wieder zurück zu Schalter 7. Dort hab ich alle Zettel abgegeben und erneut ein (noch schlechteres) Foto schießen lassen, obwohl ich das vor 30min schon mal gemacht hatte… Dann durfte ich $9,75 für den Ausweis zahlen und habe ihn frisch und heiß aus dem Laminiergerät in die Hand gedrückt bekommen. Triumph!
Schritt #13: Raus aus dem Gebäude und freuen! Mein Ausweis ist nun (leider nur) bis März 2012 gültig und kann als “government issued ID” genutzt werden. Vorbei die Zeiten wo ich beim Ausgehen meinen Pass mit mir rumschleppen muss!