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Phuket, Thailand (ภูเก็ต, ไทย)

Im April war Mandy für zwei Wochen zu Besuch und wir machten das meiste daraus indem wir für ein paar Tage nach Thailand und anschließend auf die Philippinen flogen. Da in Bangkok zurzeit das politische Klima eher unvorteilhaft ist und wir sowieso eher in Strandlaune waren, beschlossen wir nach Phuket, der größten Insel Thailands, zu fliegen. Sie ist von der Fläche her nur ca. 75% so groß wie Singapur, und hat auch nur 600,000 Einwohner (vs. 5,4 Millionen in Singapur), ist aber dafür ein echtes Ferienparadies. Für jeden ist etwas dabei: Strand, Party, Natur und Kultur auf 576km² nur 1,5 Flugstunden entfernt.

Am Zielflughafen wurden wir wie erwartet von gefühlten tausend Leuten wie Schmeißfliegen belagert, die uns „cheap taxi, best taxi“ anbieten wollten. Glücklicherweise hatten wir uns informiert und bahnten uns durch die Menge zu den offiziellen und zuverlässigen Taxis. So kamen wir unversehrt und halbwegs günstig zu unserem 60min-entfernten Hotel am Patong Beach, dem Touristenzentrum der Insel. Auf dem Weg erklärte uns unser Taxifahrer in gebrochenem Englisch, dass wir an einem tollen Tag angekommen seien. Und zwar am „Songkran“, der Tag des  traditionellen Neujahrsfestes nach dem thailändischen Mondkalender. Teil der Tradition ist das Zusammenkommen der ganzen Familie sowie das Begießen von Buddha-Figuren mit heiligem Wasser. Wie wir allerdings sehr schnell herausfanden haben sich die rituellen Waschungen im Laufe der Geschichte dahingehend entwickelt, dass sich zu Songkran alle Personen einfach nur gegenseitig mit Wasser übergießen und bespritzen. Dieser Brauch wird vor allem in Phuket exzessiv betrieben und es entstehen auf den Straßen spontan regelrechte Umzüge von offenen Wagen, auf denen Feiernde gefüllte Wassertonnen transportieren, um Wasserpistolen, Eimer und Flaschen immer wieder nachzufüllen. Und das nicht nur in einem einzigen Stadtteil, sondern auf der ganzen Insel, bzw. im ganzen Land. So entkommt man kaum den Wasserschlachten die sich an jeder Ecke abspielen. Entsprechend waren wir nach nur wenigen Minuten klitschnass. Glücklicherweise spielt das Wetter mit und es war nicht allzu unangenehm nass herumzulaufen. Doch die Stimmung war so aggressiv, entmächtigend und überfordernd, dass wir nach einigen Stunden frustiert (und nass) aufgaben und den Rest des Tages am Hotelpool verbrachten.

Am nächsten Tag sah die Welt zum Glück aber anders aus und man konnte auf die Straße gehen ohne Angst vor einem Wasserbad haben zu müssen. Wir hatten eine City Tour organisiert und morgens holte uns ein Fahrer in einem kleinen Mini-Bus vom Hotel ab und fuhr uns einen halben Tag lang über die Insel. Wir bekamen viel zu sehen und lernten einiges über die Geschichte der Insel. So erfuhren wir auch wie sehr die Insel 2004 vom Tsunami betroffen wurde. So ziemlich die gesamte Westküste wurde damals einige hundert Meter tief ins Inland hinein komplett dem Erboden gleichgemacht. Erst vor ca. einem Jahr wurden die Wiederaufbauarbeiten abgeschlossen. Um die Insel vor weiteren Katastrophen zu schützen wurde (neben dutzenden „Sturmbojen“ im Meer) auf dem höchsten Berg eine riesige Buddha-Statue errichtet. Diese konnten wir natürlich besichtigen und wurden mit einer guten Aussicht über die ganze Insel belohnt. Abends gingen wir dann zu Fuß zu einem „Night Street Market“, wo man für Pfennigbeträge frisches und leckeres Essen bekommen konnte. Wir gönnten uns frische Fruchtsäfte, Fleischspieße, Nudeln und Mango für nur 4Euro.

Der letzte Tag in Thailand war mit Abstand der schönste. Diesen verbrachten wir auf dem Wasser mit einer Kayaking-Tour. Zusammen mit ca. 30 anderen Touristen stachen wir morgens früh mit einem zweistöckigen Kutter in See. Nach ca. zwei Stunden waren wir dann am Ziel: Die „Hongs“; kleine und sehr steile Felseninseln mitten im Meer, für die die Gegend berühmt ist. Das Highlight war, dass wir bei Ebbe mit Kayaks (geleitet von erfahrenen Fischern) sogar einige Höhlen durchpaddeln konnten. In der Mitte einiger Inseln hatten sich Lichtungen gebildet, die man nur durch Navigation einer sehr engen Höhle erreichen kann. Bei Flut gibt es hier keinen Ausgang. An allen Seiten steile Felswände, aber in der Mitte wunderschöne Natur und Wildlife. Atemberaubend…

So erforschten wir einige „Hongs“, mit gelegentlichen Pausen auf dem großen Boot, wo es ausreichend Essen und Trinken gab. Abends zeigten uns die Fischer (die übrigens alle null Englisch konnten) wie Thailänder Opfergaben zusammenstecken und dekorieren. Wir nutzten Bananenbaumholz, Palmenblätter, Blumen, Nägel, Kerzen und Räucherstäbchen um ein kleines Kunstwerk zu erstellen. Währenddessen konnten wir einen intensiven, farbenfrohen Sonnenuntergang erleben. Der Himmel verwandelte sich innerhalb von 30 Minuten von einem satten blau, in knallgelb, intensives orange, und von blutrot in einen klaren, schwarzen Sternenhimmel.

Mit unseren Opfergaben ging es dann bei Nacht noch einmal mit den Kayaks in eine der Höhlen, von wo aus wir die Kerzen entzündeten und die Opfergaben ins Wasser gleiten ließen. Es enstand ein Meer aus Reflektionen und Lichterspielen das einen in seinen Bann zog. Unter der Wasserobfläche machten zudem fluoriszierende Algen mit und so ergab sich ein Bild bzw. eine Stimmung die sich mit keiner Kamera oder Worten festhalten lässt. In solchen Momenten ist der Geist komplett frei von Sorgen und Alltagsstress. Man denkt sich: Wer brauch schon Strom, Handy und Internet, wenn man solch ein Naturschauspiel genießen kann…

An unserem letzten Tag besuchten wir dann noch ein Elefantengehege im Dschungel, wo wir auch eine knappe Dreiviertelstunde mit-„reiten“ durften. Die Erfahrung muss man mal gemacht haben, aber auf Dauer ist es sehr anstrengend. Es wackelte, schaukelte und ging nur ruckartig voran. Der Elefant setzte jeden Schritt langsam und mit Bedacht, kam aber dennoch immer sehr hart auf. Aber sowas gehört natürlich in Thailand dazu und muss nicht unbedingt wiederholt werden.

Anschließend ging es auch schon wieder an den Flughafen und in den Flieger. Zuhause ausruhen konnten wir uns allerdings nicht lange, denn nur ca. sechs Stunden nach Ankunft mussten wir wieder am Flughafen sein, um Teil 2 unseres Urlaubs in den Philippinen anzutreten.

“Haze”

Wer die Nachrichten verfolgt hat wird mitbekommen haben, dass Schanghai und Peking (und nun auch Paris) große Probleme mit Luftverschmutzung haben. So sehr, dass sich ein dicker Nebel über die Städte legt, welcher zu Atemproblemen und langfristigen Lungenschäden durch Mikropartikel führen kann. Das Phänomen wird in Asien als “Haze” bezeichnet. Was weniger bekannt ist ist, dass auch Singapur mit Smog zu kämpfen hat. Und ich “durfte” ihn die letzten drei Wochen miterleben. Der Auslöser hier ist allerdings ein ganz anderer.

Die Gründe für den Dunst hier sind nicht Auto- oder Fabrikabgase, sondern Feuer. In Indonesien, vorallem auf der Insel Sumatra, kommt es in langen Trockenphasen vermehrt zu Waldbränden. Und da es trotz erwarteter Regenzeit zwischen Mitte Januar und Mitte März kein einziges Mal geregnet hat kam die “Haze”-Saison dieses Jahr früher als sonst. Ein weiterer Grund ist Brandstiftung. In Indonesien ist es für Bauern gang und gäbe Waldstücke per Feuer zu roden, um Platz für Felder zu machen. Land- und Forstmaschinen sind aus Kostengründen kaum verfügbar und ein kleines Feuer (welches oft außer Kontrolle gerät) ist ein einfacher Weg größere Flächen freizumachen. Was entsteht ist ein riesiges Meer aus Brandherden, das riesige Aschewolken in die Luft speit.

Brandherde am 1. März gemäß Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration
Brandherde rund um Singapur am 1. März gemäß Daten der National Oceanic and Atmospheric Administration (Quelle: www.noaa.gov)

Der Wind trägt die Aschewolken dann hunderte von Kilometer in alle Richtungen bevor sie sich dann in ganz anderen Gebieten wieder absenken. Leider liegt Singapur direkt neben der indonesischen Insel Sumatra und je nach Windrichtung haben die Leute hier mit den Folgen zu kämpfen.

Am Anfang ist es mir gar nicht aufgefallen, ich dachte nur, dass es etwas komisch riecht. Und zwar nach Lagerfeuer. An manchen Tagen mehr, an anderen weniger, je nach Windstärke und-richtung. Allerdings war es nach einer Weile ohne Regen nicht mehr lustig. Es war ein leichter Nebel zu sehen und an manchen Tagen brannte es in den Augen und im Rachen, teilweise auch in der eigenen Wohnung. Man kann nicht einfach so vom Lagerfeuer weglaufen, es ist immer da, allgegenwärtig. Man will so wenig Zeit vor der Tür verbringen wie möglich und an Sport treiben ist erst gar nicht zu denken. Auf der Arbeit war es jedoch zum Glück kaum spürbar, da die Luft dort besser gefiltert wird. Ich kann mir nicht vorstellen wie es für die Leute in Schanghai und Peking sein muss, wo der Smog um ein Vielfaches schlimmer ist.

Blick auf den Central Business District (Quelle: therealsingapore.com)
Blick auf den Central Business District (Quelle: www.therealsingapore.com)

Nach ca. einem Monat bahnte sich dann aber die Erlösung an. An mehreren Tagen hörte man in der Ferne Donner grollen und am 16. März war es dann endlich soweit: Der Himmel explodierte und ein wahrer Wolkenbruch verwandelte innerhalb von Minuten die gesamte Insel in ein Schwimmbad. Ich stellte mich zehn Minuten lang auf den Balkon und lauschte dem Rauschen. Selten habe ich mich so über Regen gefreut.