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Run for Hope Singapore

Nachdem ich nun über ein Jahr regelmäßig laufen gehe dachte ich, dass es mal Zeit wird an einem richtigen Rennen teilzunehmen. Ich hatte mich ja schon in Raleigh für einen Halbmarathon angemeldet, allerdings hatte ich mich einige Tage vor Start verletzt und konnte nicht antreten. In Singapur möchte ich zwar auch einen Halbmarathon wagen, aber erst nach ausreichend Gewöhnung an das Klima. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit machen das Atmen und Schwitzen sehr anstrengend. Man muss fitter sein als in einem Land mit milderem Klima.

Also habe ich erst einmal mit einem 10-Kilometerlauf begonnen, dem „Run for Hope“ am 17. November. Der Lauf findet jedes Jahr in Singapur statt und die Organisation hinter dem Event setzt sich für Krebsforschung ein. So werden immer ein Großteil der Startgebühren gespendet. Dieses Jahr sind durch tausende Spender und die knapp 12.000 Läufer über S$460.000 (ca. €268.000) zusammengekommen.

Und ja ihr habt richtig gelesen, fast zwölftausend Läufer! Diese versammelten sich alle am Sonntag an der Marina Bay, nahe der Innenstadt, um auf den Startschuss zu warten. Wettläufe in Singapur finden wegen der extremen Hitze in der Regel früh morgens an. Und so waren alle Läufer schon um kurz vor 7 Uhr morgens anwesend. Gequetscht zwischen tausenden anderen stand ich also unglaublich früh an einem Sonntagmorgen im Dunkeln an der Startlinie und wartete auf den Startschuss, der kurz nach Sonnenaufgang die Häuserschluchten erhallte.

Aufgrund der Menschenmassen war der Lauf anfänglich recht mühsam, doch der Pulk zerstreute sich recht schnell. Ich fühlte mich trotz der frühen Stunde fit und kam gut voran. Die Strecke führte rund um das ikonische Marina Bay Sands Hotel, vorbei an den Gardens by the Bay, über die Brücke zum Marina Bay Golf Course und dann den ganzen Weg wieder zurück. Dank einigen Probeläufen während den letzten Wochen konnte ich ein gutes Tempo hinlegen und letztendlich sogar einen neuen Bestrekord aufstellen. 10 Kilometer in 54 Minuten und 54 Sekunden, also 5:23min/km oder 10,9km/h!

Bildquellen: http://www.runforhope.sg/news/spot-yourself-2/

Meine neue Wohnung in Fernost

Einerseits waren die ersten paar Wochen in Singapur, Malaysia und Indonesien Urlaub. Aber andererseits musste ich (mal wieder) ein neues Leben aufbauen. Das heißt Handyvertragsangebote vergleichen, Bankkonten eröffnen, öffentliche Verkehrsrouten erkunden, und natürlich eine Wohnungen finden. Und da Singapur ein stark umkämpfter Markt ist, mit Preisen die locker mit denen in Manhattan mithalten können, kommt man ohne Makler nicht zum Erfolg.

Die zehn teuersten Städte nach Mietpreisen
Die zehn teuersten Städte nach Mietpreisen

Über meinen Arbeitgeber konnte ich zum Glück eine seriöse Firma ausfindig machen, denn es tummeln sich – ähnlich wie in Deutschland – hunderte Abzocker im Markt. Zwei Halbtagesausflüge veranstaltete mein Makler mit mir, um verschiedene Gebäudekomplexe und Wohnung anzuschauen. Aus Kostengründen kamen Wohnung mit mehr als zwei Zimmern und Wohnungen in der unmittelbaren Innenstadt nicht infrage. Aber das passte gut, da ich alleine hier bin und mein Büro sowieso außerhalb der Stadt liegt. Die besichtigten Wohnungen waren alle in großen Wohnkomplexen angesiedelt, die erst in den letzten fünf Jahren hochgezogen wurden. Man merkt eben wie stark das Land gewachsen in den letzten paar Jahren.

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Wohnungen in Singapur: „Condos“ und „HDBs“. Condos sind „Condominiums“ , also Wohnungen wie man sie aus den USA kennt. D.h. Privatpersonen oder Immobiliengesellschaften kaufen Wohnungen und vermieten sie dann weiter. Diese sind meist recht neu, modern, westlich eingerichtet (d.h. Klimaanlage, Spülmaschine und volle Küche) und haben oft „full facilities, also ein kleines Schwimmbecken oder einen Fitnessraum. Ausländer und wohlhabende Singapurianer sind die Hauptbewohner solcher Komplexe. „HDB“ steht für das„Housing Development Board of Singapore“, eine Entität die Sozialwohnkomplexe baut, besitzt und diese zu bezahlbaren Preisen an Privatpersonen vermietet. Diese Wohnkomplexe sind meist minderer Qualität, teilweise ohne Klimaanlage und mit „no facilities“. Diese Wohnungen sind günstiger und geräumiger und werden meist von ganzen Familien aller Gesellschaftsschichten bewohnt. Da die Mieten generall sehr hoch sind, es üblich ist, dass ein Jugendlicher erst nach seiner Hochzeit auszieht und dass die Großeltern bis zum Lebensende mit der Familie zusammen wohnen, sind ca. 90% der Singapurianer in HDBs untergebracht.

Da ich keine WG sondern eine Einzimmerwohnung wollte und Klimaanlage hier überlebensnotwendig ist, kam nur ein Condo infrage. An den beiden Tagen hatte ich mir sechs or sieben verschiedene Wohnungen angeschaut. Die Qualität war durchweg hoch und es kam primär auf Preis und Lage an. Letztendlich entschied ich mich für die kleinste aller besichtigten Wohnung (46m2), da sie exzellent gelegen ist. Direkt neben einer U-Bahn- und Busstation die ein wichtiger Verkehrsknoten im Osten Singapurs ist. Von dort kommt man in 25 Minuten in die Innenstadt, in 35 Minuten zum Büro und in 10 Minuten zum Flughafen. Zudem sind Geschäfte und Restaurants nur wenige Gehminuten entfernt.

Da es hier so gut wie keine möblierten Wohnungen gibt und ich keine Möbel aus den USA mitgebracht habe musste ich komplett von vorne ankommen. Glücklicherweise gibt es in Singapur zwei IKEAs. Zusammen mit Mandy hatte ich die gewünschten Möbel online schon zusammengesucht und auf eine Wunschliste gesetzt. Damit konnte ich dann in den Laden gehen, um alles auszusuchen. Da ich eine komplette Wohnung zu möblieren hatte brauchte ich – trotz Flatpacks – ganze vier (!) Einkaufswagen, um alles mitzunehmen. Und dabei waren ärgerlicherweise nicht einmal alle Möbelstücke verfügbar. Also brachte ich einen nach dem anderen der vier Wagen zum Lieferserviceschalter und machte mich auf dem Weg zu IKEA #2 am anderen Ende der Insel, wo die fehlenden Artikel dann tatsächlich auf Lager waren.

Wie üblich bei Lieferdiensten tut man sich schwer eine genaue Lieferzeit in Erfahrung zu bringen, bzw. man kriegt wenn dann nur ein ungefähres Zeitfenster mitgeteilt. Die Lieferung von IKEA #1 sollte drei Tage später zwischen 9 und 12 Uhr ankommen und die von IKEA #2 am selben Tag zwischen 14 und 17 Uhr. Also musste ich den ganzen Tag in der leeren Wohnung sitzen. Ohne Tisch, Stühle oder Bett. Und natürlich ohne Internet, das sollte nämlich erst zwei Wochen später angeschlossen werden. Und das wäre auch kein Problem gewesen… wenn denn die Lieferungen pünktlich gewesen wären. Ich war schon gegen 8:30 Uhr in der Wohnung, denn ich wollte zu spät sein. Ohne Bett hätte ich nämlich eine weitere Nacht im Hotel bezahlen müssen. Allerdings kam die erste Fuhre – trotz einiger Beschwerdeanrufe meinerseits – erst um 14 Uhr. D.h. ich saß 5,5 Stunden auf dem Boden, ohne die Wohnung verlassen zu können. Zum Glück hatte ich mir ein paar Brote zum Mittagessen mitgebracht.

Umso motivierter war ich aber dann als die Möbelpackungen tatsächlich kamen und ich mich ans Aufbauen machen konnte, bzw. musste. Denn ich hatte nun vor mir eine Couch, einen Couchtisch, ein großes Regal, eine Kücheninsel, eine Stehlampe, einen Schreibtisch, einen Schreibtischstuhl, ein breites Bett und einen Nachttisch, alle jeweils in Einzelteilen. Also war es nicht schlimm, dass die zweite Lieferung auch viel zu spät eintraf. Nämlich erst gegen 20 Uhr (3-6 Stunden zu spät…). Bis dahin war ich nämlich ziemlich platt. Fertig waren immerhin das Bettgestell, die Couch, der Couchtisch und der Nachttisch. Aber wichtig war die zweite Lieferung doch, denn so bekam ich endlich meine Matratze und konnte erschöpft ins Bett fallen.

Am nächsten Tag kam dann auch (sogar pünktlich) meine Lieferung mit dreißig (!) Kartons aus meiner Wohnung in den USA und ich hatte nun alles beisammen, wenn auch à la Tetris in Kisten gestapelt. Aber am Ende des zweiten Tages war tatsächlich alles ausgepackt und der erste Lebensmitteleinkauf getätigt, sodass ich eine vollständig bewohnbare Wohnung hatte!