Großer Preis von Singapur – Formel 1 bei Nacht

Kurz nach Rückkehr aus Bali wartete auch schon das nächste Abenteuer auf uns. Und zwar das Formel 1-Nachtrennen durch die Innenstadt von Singapur am 22.September. Weder Gerrit noch ich sind große Formel 1-Fans, doch da das Rennen zufällig genau während unseres Urlaubs stattfand, wollten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen.

Schon Wochen zuvor wurden Teile der Stadt abgesperrt, um die wuchtigen Streckenbegrenzungen und die Zuschauertribünen für das Rennen aufzustellen. Der „Marina Bay Street Circuit“, auch „Singapore GP Street Circuit“ genannt, hat 21 Kurven, ist nur 5km lang und führt quer durch die Innenstadt. Die längste Gerade beträgt nur 600 Meter. Vergleiche das mit dem 26km-langen Nürburgring und einer 2.600 Meter Geraden. Entsprechend gilt die Strecke in Singapur als eine der schwierigsten, aber auch als eine der schönsten. Statt Bäume und Wälder sieht man Hochhäuser und Meer, erleuchtet von über 1.600 Scheinwerfern. (In der Allianz Arena in München sind es “nur” 232 Strahler.)


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Da Eintrittskarten sehr teuer sind, entschieden wir uns für die günstigste Ticketklasse (die aber immer noch über 100 Euro kostete…) ohne Sitzplatz und mit begrenzten Begehungsrechten. Doch das lange schon, um in die einmalige Atmosphäre einzutauchen. Zusammen mit den 85.000 anderen Zuschauern macht wir uns gegen Sonnenuntergang auf zur Strecke, die nur wenige Meter vom Eingang unseres Hotels entfernt lag. Es war brechend voll und man sah Menschen aus aller Welt, unter anderem auch viele Deutsche. Nur Asiaten sah man wenige, die wollten sich in dem Touristenscharmützel wohl nicht sehen lassen. Wir suchten uns einen Platz, was so viel bedeutete wie ein 20 mal 20 Zentimeter „Guckloch“ ausfindig zu machen, zusammengequetscht mit tausenden anderen. Wir sahen im besten Falle also nur einen Teil einer Kurve.

Und dann kam der Startschuss vom anderen Ende der Strecke. Den hörten wir zwar nicht, wohl aber die Motoren der 22 Rennboliden. Es klang wie ein wütender Bienenschwarm, der immer näher kam. Und als das erste Auto (gefahren von Sebastian Vettel natürlich) uns erreichte nutzten auch die Ohrstöpsel nichts mehr. Es war trommelfellerschütternd laut, ein schrilles Kreischen das alle anderen Geräusche, inklusive der Stimme des Kommentators, tausendfach übertönte. Und statt Autos hätten es auch Seifenkisten seien können, denn kaum hatten man ein Auto im Blickfeld, war es auch schon wieder weg. Ein kurz aufblitzender, farbiger unscharfer Fleck auf der Bindehaut. Wir hatten keine Ahnung wer wer war, wer wen überholt hatte, wer Boxenstopp machte, welche Unfälle an anderen Stellen passierten und wer in Führung war. Es war einfach ein wiederholtes Kommen und Gehen von bunten Farbkleksen unter tösendem Lärm.

Entsprechend schnell wurde uns langweilig und so spazierten wir über das Gelände, bis zur Padang-Bühne wo es eine Art „Public Viewing“ gab. Dort konnten wir dann besser verfolgen was passiert und freuten uns als zwei Stunden später Vettel durchs Ziel rauschte.

Vor und nach dem Rennen gab es überall in der Stadt Konzerte von berühmten Künstlern. Also schauten wir uns im Anschluss an die Siegerehrung auf der Padang-Bühne ein Konzert von Rihanna an. Darauf hatte ich mich ursprünglich sehr gefreut, doch leider spielte sie viele unbekannte Titel und kaum Hits, natürlich ebenfalls in ohrenbetäubender Lautstärke. Es war dennoch eine Gelegenheit etwas Dampf abzulassen und zu feiern. Nach dem Konzert öffnete der Veranstalter alle Ausgänge und man hatte die Gelegenheit die Rennstrecke abzulaufen. Das war nochmal ein klasse Gefühl, um den Blick von der Strecke auf die Skyline zu bewundern.

Nochmal hingehen würde ich vermutlich nicht, dafür war es zu teuer, doch es war auf jeden Fall eine einmalige Erfahrung die ich nicht missen möchte.

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