Monthly Archives: July 2012

Neue Wohnung, neuer Job, neuer Lebensabschnitt

Da ich meine Blogeinträge chronologisch halten wollte sind folgende Neuigkeiten schon knapp zwei Monate alt: Wie es den meisten schon aufgefallen sein wird, bin ich noch nicht wieder in Deutschland. Bis das passiert wird auch noch eine Weile vergehen. Ich wollte nach dem Studium schon seit einer Weile noch gerne hierbleiben und die Arbeitswelt kennenlernen. Das MBA-Studium war so eng an die hiesige Berufspraxis geknüpft, dass es mir seit dem zweiten Semester schon unter den Fingernägeln gebrannt hat diese auch selbst zu erleben. Da es mit einem Praktikum letztes Jahr nicht geklappt hatte, hatte ich dieses Jahr alles daran gesetzt nach dem Studienende etwas passendes zu finden. Ich hatte mich bei vielen Top-Unternehmen auf viele Stellen beworben und meinen Lebenslauf unter die Leute gebracht. Doch alles half nichts und ich kam nicht einmal zum Interview. Mein Visumsstatus machte mir mal wieder das Leben schwer. Primär aus zwei Gründen: Zum einen konnte ich eine Arbeitserlaubnis nur für eine Dauer von maximal fünfzehn Monaten beantragen. Und desweiteren musste ich bis spätestens eine Woche vor Studienende ein Jobangebot vorlegen, da die Erlaubnis nur mit gültigem Visum beantragt werden konnte. Selbiges lief nämlich am Tag der Abschlussfeier ab. Das machte es sowohl für mich als auch für den potenziellen Arbeitgebeer sehr unattraktiv.

Zwei Monate vor Abschluss hörte ich mit den Bewerbungen auf, da ich keinen einzelnen Erfolg vermelden konnte. Ich war deprimiert und geschockt, dass nicht einmal globale Konzerne in den USA internationale Bewerber schätzen. Aber ich gab nicht auf und änderte meine Taktik. Ich nutzte bestehende Kontakte und fragte herum. Zudem bewarb ich mich auf Zeitarbeitsstellen, da diese oft interessante unternehmensberaterische Jobs bieten, aber zeitlich auf ein Projekt begrenzt sind. Langsam kamen dann kleine Erfolge und ich wurde immerhin zu Interviews geladen. Mit einer Zeitarbeitsfirma kam ich auch nah an ein Angebot. Aber die Zeit lief davon und ich hatte nur noch eine Woche bis zum Ablauf der Visumsfrist.

Doch in letzter Minute schlug das Glück dann doch zu. Ich bekam einen Anruf von einem Manager einer Firma, bei der ich mich vor etlichen Wochen schon beworben hatte. Ich wurde gefragt ob ich an der Stelle noch interessiert sei. Ich sagte: “Ja, aber ich werde die Bewerbung nicht weiterverfolgen. Ich muss in spätestens einer Woche ein Jobangebot vorlegen. Das ist zu knapp.” Dennoch wurde ich gebeten mich bei Interesse dringend zu melden. Weil ich nichts zu verlieren hatte tat ich dies und knackte den Jackpot. Ich war anscheinend an die richtige Person geraten, denn schon am nächsten Tag wurde ich zum Interviewmarathon geladen. Und zwei Tage vor der Frist wurde mir tatsächlich ein schriftliches Angebot vorgelegt!

Das war Mitte Mai. Mittlerweile bin ich seit einem Monat Vollzeit angestellt und erlebe mit Neugier den Wechsel ins Berufsleben. Es ist zwar anstrengend jeden – und wirklich jeden – Tag früh raus zu müssen und erst Abends müde nach Hause zu kommen. Dafür genieße ich es keine “Hausaufgaben” zu haben und die Wochenenden zur freien Verfügung zu haben. Ich arbeite im Supply Chain Management als Change Manager direkt an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Kunden. Ich kriege also sowohl fachliche, als auch beraterische Erfahrung. Mein Büro ist direkt in New York City und dank einem weiteren Glückfalls kann ich bequem morgens zur Arbeit laufen.

Ein Fulbright-Kollege aus New York ist für ein halbes Jahr im Ausland und suchte jemanden der auf seine Wohnung aufpasst. Auch dieses Angebot nahm ich ohne zu zögern an. Zudem es nicht irgendeine Wohnung ist, sondern ein geräumiges Apartment an der Upper East Side, einem der teuersten Gebiete der Stadt. Ich habe einen Teilblick auf den Central Park und bin gut an die U-Bahn angebunden.


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Ich durchlebe zur Zeit eine der tollsten Phasen meines Lebens: Studienabschluss im Ausland in der Tasche, ausgiebigen Urlaub genossen, einen klasse Job in New York und eine Wohnung im Herzen der Stadt. Ab jetzt kann es also nur bergab gehen. 😉

Aber mal ernsthaft: Ich muss mich wirklich zwingen regelmäßig einen Schritt zurück zu treten und mein Leben als ganzes betrachten. Ich bin unbeschreiblich gedemütigt und dankbar diese einmaligen und exklusiven Erfahrungen machen zu dürfen. Jeden Tag und jede Minute versuche ich mit aller Kraft das alles nicht zum Alltag werden zu lassen. Ich freue mich jeden Tag wenn ich aufstehe, bleibe beim Weg zur Arbeit oft stehen, schließe die Augen und atme tief ein. Ich lasse die Gerüche und Geräusche meiner Lieblingsstadt auf mich einwirken und spüre wie es mich glücklich macht, mich hier ein kleines bisschen eingebürgert zu fühlen. Dann öffne ich die Augen und schaue an mir herunter. Ich sehe mich im Anzug und mit Laptoptasche und kann jedes Mal kaum glauben, dass ich hier tatsächlich mein Berufsleben beginnen durfte.

Roadtrip – Kalifornien


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  • A: Las Vegas, NV
  • B: San Diego, CA
  • C: Los Angeles, CA
  • D: San Simeon, CA
  • E: Santa Cruz, CA
  • F: Yosemite National Park, CA
  • G: San Francisco, CA

Nach Las Vegas ging es auf nach Kalifornien. Der erste Stopp war San Diego, wieder eine Stadt an der mexikanischen Grenze. Entsprechend warm war es da auch. Die historische Innenstadt war schön, richtig mit Saloons und Schaukelstühlen. Anschließend waren wir auf der USS Midway, einem Flugzeugträger welcher zum Museum umfunktioniert wurde. Kaum zu glauben wie groß so ein Schiff ist und wie lange die Matrosen damit auf See sind. Auf jeden Fall eine Erfahrung wert.

Weiter ging es 200km nördlich nach Los Angeles. Dies war eines der anstrengendsten Strecken, da (vor allem im Vergleich zum ersten Teil unserer Reise) sehr viel Verkehr war. Los Angeles selbst war eine ziemliche Enttäuschung. Sie gleicht jeder anderen amerikanischen Großstadt und weist wenige schöne, sehenswerte oder historische Gebiete auf. Sie ist berühmt wegen den Leuten die dort wohnen und den Events die dort stattfinden. Selbst eine Bustour war nicht erleuchtend. Hier wohnt Angelina Jolie, dieses Restaurant gehört Brad Pitt, in diesem Hotel übernachtete 1952 xyz, usw. Venice Beach hingegen war interessant. Nicht wegen dem Strand, sondern wegen der Promenade, wo sich die verrücktesten Läden und Menschen finden, hochtalentierte Skateboarder ihr Können zur Schau stellen und man sich für $40 eine medizinische Marijuana-Karte kaufen kann…

Am nächsten Tag starteten wir den ersehntesten Teil unserer Reise: Die Fahrt entlang dem Highway 1, dem (angeblich) schönsten Highway der Welt. Und tatsächlich, es war atemberaubend. Und nicht nur für 15 Minuten, sondern zwei volle Tage Fahrt. Meist entlang der Küste, oft durch Wälder und an Felswänden vorbei schlängelt sich die 1.056km lange Straße. Es ging vorbei am berühmten Malibu Beach, Santa Barbara, Santa Maria bis nach San Simeon. Diese Stadt hat keinerlei Bedeutung, außer dass wir dort in einem Motel übernachtet haben, bevor es früh am zweiten Tag weiter zur Küstenstadt Santa Cruz ging. Dort wollten wir eigentlich surfen gehen, allerdings war es an dem Tag windstill. Dennoch konnten wir bei angenehmer Temperatur am Strand liegen und etwas Sonne tanken. Die Stimmung in Kalifornien war entspannt. Keiner hatte es eilig und die Leute waren freundlich, als ob keiner je arbeiten müsste.

Auf Höhe von Santa Cruz verließen wir den Highway 1 und machten und landeinwärts auf den Weg zum Yosemite National Park, einem der schönsten Nationalparks Kaliforniens. Und wir wurden nicht enttäuscht. Er war schon fast gleichauf mit dem Grand Canyon. Nur waren die Steine grau und die Bäume grün (statt rot und braun). Wundervolle Blicke, wilde (Klein-)Tiere und Natur pur. Bilder sagen hier mehr als Worte! Über 1.000 Höhenmeter sind wir aufgestiegen, vorbei an reißenden Wasserfällen und unzähligen saftig grünen Tannen. Der Blick vom Gipfel entschädigte zudem die Anstrengung des Anstiegs vollkommen. Natur so weit das Auge schaut. Dieses Mal waren wir entsprechend ausgestattet mit ausreichend Sonnencreme, Wasser und Verpflegung.

Spät Abends ging es dann noch weiter zu unserem letzten Stop: San Francisco. Es war fast magisch bei Nacht die Skyline am Himmel zu sehen und über 3km-lange Oakland Bay Bridge die Bucht bis in die Innenstadt zu überqueren. Hier waren wir zwei Tage und haben es genossen mal nicht im Auto sein zu müssen. Wir haben die üblichen touristischen Sachen, die ich bereits mit Mandy im Januar gesehen hatte. Allerdings konnten wir unser Auto anfangs noch gut ausnutzen und sind über die Golden Gate Bridge gefahren, auch eine super Erfahrung!

Am 31. Mai ging es Abends los zum Flughafen, wo wir unseren Nachtflug nach New York, via Cincinnati in Ohio – angetreten sind. Gegen Mittag am 1. Juni waren wir dann wieder zurück. Erschöpft vom Erholen, kaum zu glauben!